Erlebnisse im Damensattel

CHIO AACHEN 2023

Einmal beim CHIO in Aachen reiten zu dürfen! Welcher Reiter träumt nicht davon?

Aufregend, rasant, kurzweilig und unvergessen war der Sonntag in Aachen. Angereist ist der Cappenberger Schleppjagd Verein mit seiner Meute und einer Vielzahl von Reitern und Reiterinnen zum Soerser Sonntag, um am Gottesdienst teilzunehmen und um eine Show-Schleppe zu legen.

Jeder einzelne hat einen mehr oder weniger weiten Weg auf sich genommen, um ein Teil des Ganzen zu sein. Ein bisschen verrückt muss man schon sein, sich mitten in der Nacht auf den Weg zu machen.

Mein Weg war am Ende 1100 km, 15 Stunden Autofahrt und zwei beinahe schlaflose Nächte.

Wunderbare Begegnungen, einmalige Erinnerungen und die Erkenntnis - jederzeit wieder!

Tausend Dank an die Cappenberger für das herzliche Willkommen, ganz besonders an meinen „Gentleman for a day“ Christoph!

Vielen Dank an Sarah Wedderhoff 😊 ohne „Bodenpersonal“ bin ich im Damensattel aufgeschmissen!

Und nicht zuletzt ein großes Danke an Tom Mc Namara für den wunderbaren Sambally Rolo, der mich souverän im Damensattel durch den Sonntag getragen hat.

Ohne unsere Pferde sind wir Reiter eben nur Menschen!

DREAMS COME TRUE ... WENN MAN SIE NICHT VERGISST

Meine erste Ireland Reise startete ich 1995 mit meinen alten Opel Kadett. Schon damals haben mir die meisten einen Vogel gezeigt. Ireland!? Da regnet es doch nur! Von wegen... drei Wochen ohne Regen, im April. Ich war sofort verliebt in dieses Land und bin es heute noch. Im Laufe der Jahre habe ich immer mal wieder ein paar Tage in Ireland verbracht.

Liebenswerte Menschen, eine wunderschöne und unglaublich abwechslungsreiche Landschaft. Jedes County hat seine Besonderheit. Galway eine on top: Stonewalls!

Wer einmal in Ireland eine Jagd geritten ist, weiß wovon ich rede. Galway lässt das Jagdreiterherz höher schlagen!

Schon damals hatte ich den Wunsch, eines Tages eine Jagd im Damensattel auf der Grünen Insel zu reiten. Zeit, Geld, Kontakte und ein bisschen Mut, es muss eben alles passen. So schlummerte der Wunsch mehr oder weniger vor sich hin und war fast in Vergessenheit geraten.

Bis ich 2020 bei Tom Mc Namara ein Irisches Sport Pferd (ISH) kaufte. Ein Jahr später besuchte ich Tom und bin mit ihm eine ganze Woche auf unterschiedlichen Hunts gewesen. Wenn man so viel Zeit miteinander verbringt, spricht man über alles Mögliche und so erzählte ich von meinen Traum.

Ohne es zu ahnen kam dann bei meinen letzten Besuch in Ireland die Einladung von Tom und seiner Familie, in diesem Jahr Weihnachten mit ihnen zu verbringen. Die Einladung habe ich ohne Zögern angenommen. Und Tom sagte: ich kann dir deinen Wunsch erfüllen. Was für ein Weihnachtsgeschenk, dachte ich!!!

Also habe ich kurzerhand ein Täschchen für meinen Damensattel gebaut und meinen Koffer gepackt.

Wer jetzt denkt: Warum schleppt die ihren Sattel quer durch Europa? Zudem hatte Tom mir gesagt ich könnte den Sattel von Maria, seiner Tochter, benutzen. Mit einem Augenzwinkern...Ein bisschen Sicherheit kann ja nicht schaden.

Irgendwie hatte ich gedacht vielleicht, das Pferd vorher einmal im Damensattel zu reiten, nur um ein Gefühl dafür zu bekommen. Keine Chance... ich war am 23. abends angekommen, zwei Tage bis zum St Stephen’s Day, also zum Jagd Tag, doch an den Feiertagen wird hier nicht geritten- Punkt. Da gibt es keine Ausnahme.

Wer weiß wofür es gut war. Vielleicht hätte ich es mir anders überlegt.

Außerdem hatte ich vor ca. einem Jahr dieses tolle Pferd schon einmal geritten. Was sollte passieren?

Also aufsteigen und los ging’s im flotten Trab. Da werden keine Fragen gestellt, es wird geritten. Leider konnte Tom mich nicht zum Hunt begleiten, aber Joe, sein Sohn war dabei.

Am Kennel angekommen, es war großartig, jedem hat mich Joe vorgestellt : That’s Antje from Germany, she is riding sidesaddle today! Nicht das man es nicht sehen konnte. Zauberhaft, aber ich stand nun ganz schön unter Druck ein einigermaßen gutes Bild abzugeben. So ist das eben mit dem eigenen Anspruch.

An der ersten Mauer angekommen war dann doch der Herzschlag etwas erhöht. Und der eine und andere Reiter bekam schnell ein membership im empty saddle club. Das ist nicht unbedingt beruhigend. Zumal das Springen im Damensattel schon eine besondere Herausforderung darstellt.

Der wunderbare Rolo, ein Irish Draught wie es typischer nicht sein kann, 1,70 m, kräftig und tellergrosse Füße, machte einfach seinen Job. Ohne viel Aufwand hob er die Füße nur so hoch wie nötig und gab mir ein ausgezeichnetes Gefühl. Nun war klar, mir kann mit diesem Pferd nichts passieren! Der junge Bursche hat mit seinen 6 Jahren eine Ruhe und Gelassenheit ausgestrahlt, unglaublich.

Im Jagdfeld galoppierten wir am losen Zügel und ich konnte, mit Genuss, den Hunden und dem Feld folgen.

Ein winziger Regenschauer hat uns einen wunderschönen Regenbogen geschenkt und für mich war es ein Tag, der schöner nicht hätte sein können. Ein besonderes Weihnachtsfest und eine wunderschöne Urlaubswoche. Träume können eben doch wahr werden!

Ich sage ein großes Dankeschön an all diejenigen die es für mich möglich gemacht haben, so etwas erleben zu können.

Tom Mc Namara und Familie, für die schöne Weihnachtszeit und den wunderbaren Rolo, Carmen, für die Versorgung meiner Pferde zuhause, Birgit, die sich um die Hunde kümmert, Christina, die immer wieder da ist, um nach Haus und Hof zu schauen und natürlich auch meinem Chef und meinen Kollegen, bei Kinderreha Strehl, für den möglich gemachten Urlaub.

Danke!

Fotos: Aleonard Photos

WIE VERRÜCKT MUSS FRAU SEIN ...

Nachdem ich mich an Weihnachten entschieden hatte, dieses wunderbare Pferd zu kaufen, wollte ich mit „meinem Rolo“ unbedingt noch einmal eine Jagd in Irland reiten, bevor er auf die Reise zu mir gehen sollte. Ich verabredete mich für Ende Februar mit Tom. Anfang März ist die Saison in Irland zu Ende.

Mit dem eigenen Pferd in Irland eine Jagd reiten zu können, was für ein Geschenk!

Anfang Februar hat es mich dann erwischt. Ein Reitunfall - die Diagnose war erschütternd! 12-14 Wochen nicht aufs Pferd - alles was an Bändern im Knie zu finden ist war gerissen und es waren nur drei Wochen bis zu meinem Vorhaben. Mir war klar, eine solche Möglichkeit bekomme ich nicht wieder.

Zu meinem Glück war es das linke Knie. Nun hieß es die Zeit sinnvoll zu nutzen und Physiotherapie zu machen. Die bestand bei mir hauptsächlich aus Sitz Übungen im Sattel und Leichttraben auf dem Sattelbock. Das muss ganz schön bescheuert ausgesehen haben…aber ich hatte einen Plan und mein Ziel fest im Blick.

Ich habe also das zweite Mal meinen Damensattel mit nach Irland genommen und wieder einmal die Erkenntnis gewonnen: der Damensattel ist weder altmodisch noch unemanzipiert. Im Herrensitz hätte ich mit der Verletzung keinen Meter reiten können!

REITABZEICHEN IM DAMENSATTEL

Der RuF Vierlanden von 1924 e.V. veranstaltete unter der Leitung von Ulrike Schmücker einen Lehrgang zur Reiterabzeichen-Abnahme. Am 17.06.2023 kamen alle Beteiligten zur Prüfung auf das Vereinsgelände, alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben ihre Prüfungen bestanden.

Vielen Dank an den RuF Vierlanden e.V. für die Möglichkeit, einaußergewöhnliches Reitabzeichen (RA) ablegen zu dürfen.

Wir, Berit Hoffmann (Schleswig-Holstein) mit Holsteiner Stute Ufelia B, Antje Cordes (Niedersachsen) mit Hannoveraner Wallach It´s Charlie Chaplin und Ulrike Schmücker (HH) mit Holsteiner Wallach Carl, haben uns einer besonderen Herausforderung gestellt und das RA 5 im Damensattel abgelegt.

Erstmalig wurde in Deutschland das RA 5 im vollen Umfang sowohl in der Dressur als auch im Springen im Damensattel abgelegt. Wir sind stolz auf unsere Leistung und besonders stolz die Ersten zu sein, die sich dieser Aufgabe gestellt haben!

Damit möchten wir Vorreiterinnen sein, den Damensattel wieder alltagstauglich zu machen und zeigen: Er ist mehr als ein Schmuckstück im Wohnzimmer und kann mehr als Kostümreiterei zu Karneval und Weihnachten.

Fast alles, was wir im Herrensitz reiten, reiten wir auch im Damensattel.

Mit dem Ablegen des RA 5 im Damensattel wollen wir Ansporn sein für alle, die das Hobby im Hobby lieben und leben. Nachmachen erwünscht!

Fotos: Stephanie Michels